„Babyglück in einer Vollmondnacht“

Meine Schwangerschaft stand leider ganz im Zeichen von Corona. Ich hatte nie Angst vor dem Virus, aber die ganzen Auswirkungen, die es mit sich brachte, haben mich leider sehr gestresst. Mein Mann Donni ist nämlich Indonesier und brauchte ein Visum zur Einreise nach Deutschland und die Botschaft hat zur Bearbeitung aufgrund der Pandemie leider Ewigkeiten gebraucht, sodass nicht klar war, ob er es rechtzeitig zur Geburt hierher schaffen würde. Zudem hatte ich ihn das letzte Mal im Januar gesehen und vermisste ihn dementsprechend. Trotzdem versuchten wir das beste draus zu machen. Mein Mann nahm ein paar Lieder für unsere Tochter auf und ich spielte ihr immer Papas Stimme über Kopfhörer auf dem Bauch vor.
Saskia fieberte mit uns mit und hoffte mit uns, dass Donni rechtzeitig hier sein würde. Und dann war der Moment da, wo ich meinen Mann mit riesiger Kugel vom Flughafen abholte. Jetzt konnte ich mich so richtig auf unsere geplante Hausgeburt freuen!

Wir waren am Freitag vor der Geburt noch zur Vorsorge und Akupunktur bei Saskia in der Praxis und beim Gehen meinte sie, dass sie schon richtig gespannt ist, wann wir sie anrufen würden…Damit, dass das nur 2 Tage später sein würde, hätten wir wohl alle nicht so richtig gerechnet, da es auch noch 2 Wochen vor Termin waren. Am 04.07.20 fing es mit der ersten richtigen Wehe gegen 23 Uhr an. Die Wehen kamen da so im Abstand von 10 Minuten. Ich dachte erst, dass es vielleicht etwas stärkere Senkwehen sind und tatsächlich war der Bauch sehr schnell weiter unten. Davor war der nämlich immer noch ziemlich weit oben gewesen. Donni und ich dachten erstmal noch nicht, dass es richtig losgeht und planten, Saskia am nächsten Morgen mal über die Lage zu informieren, weil wir davon ausgingen, dass wir noch abwarten müssten und unsere Tochter Emme im Laufe des nächsten Tages ankommen würde. Es war ja schließlich die erste Geburt bei mir. Dieser Plan war aber von vorn herein zum Scheitern verurteilt gewesen, denn Emme fand warten wohl ziemlich langweilig… Ich habe also erstmal versucht, nochmal zu schlafen, aber daran war nicht mehr zu denken.
Zwar waren die Wehen für mich noch gut aushaltbar und ich konnte sie gut veratmen, aber in den Schlaf fand ich nicht mehr. Dafür waren die Wehenpausen auch zu kurz. Zudem musste ich häufig auf Toilette und hatte Durchfall: Ich war im Nachhinein meinem Körper sehr dankbar, dass er sich so gut selbst auf die Geburt vorbereiten konnte und Platz schaffte… Kurz vor Mitternacht waren die Wehen bereits dazu übergegangen, im 5-minütigen Abstand zu kommen. Ich konnte diese aber immer noch ganz gut veratmen und mich auch noch gut unterhalten während der Wehe.
Gegen halb 1 wurde es aber an Intensität sehr viel extremer und wir beschlossen, meinen Papa anzurufen, damit er uns abholt. Unsere Hausgeburt war nämlich im Haus meiner Eltern geplant, weil dort eine Badewanne vorhanden ist und meine Mama uns in den ersten Tagen des Wochenbetts unterstützen wollte, damit wir uns ganz unserem kleinen Wunder widmen könnten. Dort kamen wir dann gegen halb 2 an, im Auto waren die Wehen für mich schwer auszuhalten gewesen. Aber kaum angekommen, wurden diese kurzzeitig unregelmäßiger und schwächer. Deswegen wollte ich Saskia auch immer noch nicht anrufen, außerdem wollte ich sie um diese Uhrzeit nicht wecken, wenn es nicht unbedingt nötig wäre…

Meine Mama hat mich aber skeptisch angesehen und meinte, wir sollten sie zumindest mal darüber informieren, wie die Lage ist. Ich habe dann zugestimmt und Saskia die Situation geschildert. Sie meinte, dass das vielleicht mit dem Ortswechsel zu tun hat, dass die Wehen wieder unregelmäßiger und schwächer waren und dass ich vielleicht mal in die Badewanne gehen soll, um ein wenig Entspannung zu finden. Und ich sollte sie sofort anrufen, wenn ich mir unsicher wäre oder sie einfach brauche. Das Bad hat kurzzeitig entspannt, aber die Wehen konnte ich im Wasser fast nicht aushalten, da sie jetzt auch wieder regelmäßiger und heftiger kamen. Daher bin ich nach 10 Minuten Badespaß schon wieder raus und habe die Wehen wieder im Stehen veratmet, wie zuvor auch schon. Dabei habe ich mich immer an Donni festgehalten. In dieser Position konnte ich es am besten aushalten. Donni wollte mich massieren, weil er mir irgendwie helfen wollte, aber das konnte ich gar nicht brauchen. Habe ihn glaube ich kurz mal ziemlich angefahren, als er es wagen wollte, mich während einer Wehe zu berühren. Er hat es auch verstanden und mir nicht übel genommen, obwohl er mich so gar nicht kennt. Denn ich bin normalerweise die Ruhe in Person. Er war dann einfach nur da und hat mich motiviert und mir gesagt wie stolz er auf mich ist. Das hat sehr gut getan. Ich habe dann auch immer stärker mit tönen angefangen und es wurde immer schmerzhafter.

Gegen 3 Uhr waren die Wehen so intensiv, dass ich Saskia nun gerne bei mir haben wollte. Ich habe sie also wieder angerufen und ich sagte nur ein paar Worte. Daraufhin hat Saskia nicht viele Fragen gestellt und ist sofort losgefahren. Als Saskia gegen halb 4 ankam, standen Donni und ich im Geburtszimmer, ich lehnte an ihm und habe während meinen Wehen, die jetzt schon im Abstand von 3 Minuten kamen, sehr lautstark getönt. Saskia verschaffte sich erstmal einen Überblick und begrüßte mich sehr lieb. Ich habe nicht mal „Hallo“ zu Saskia gesagt, weil ich in ganz anderen Sphären unterwegs war. Sorry nochmal liebe Saskia aber ich denke du verzeihst es mir bestimmt :) Ich war in dem Moment wohl schon in der Übergangsphase und war ganz bei mir und meinem Baby. Dennoch habe ich mich in der Sekunde, als Saskia reinkam, einfach nur sicher und gut aufgehoben gefühlt. Sie brachte gleich so viel Ruhe und Gelassenheit in den Raum und auch ihre Professionalität war für mich spürbar.
Sie hörte die Herztöne von unserem Baby ab und überprüfte, wie es mir ging. Zum Glück war keine vaginale Untersuchung notwendig, Saskia konnte auch so erkennen, dass ich kurz vor der Pressphase war. Alles war soweit in Ordnung. Ein paar Minuten, nachdem Saskia da war platzte die Fruchtblase und setzte kurzzeitig das Zimmer unter Wasser. Das Fruchtwasser war klar und Saskia freute sich mit mir und motivierte mich, weiter zu machen. Der Fruchtwasserabgang verschaffte mir Erleichterung, allerdings nur für wenige Sekunden. Dann fingen die Presswehen an und Saskia erkannte das und schlug mir vor, mich hinzuknien. Das habe ich auch gemacht und mich am Bett festgehalten, eine Hand hielt fest die von meinem Partner und er sendete mir lautlos Energie, was das beste war, das er in dem Moment für mich tun konnte.
Zudem brachte er mir immer wieder Wasser und wischte mein Gesicht kalt ab. Saskia legte noch Kissen unter meinen Oberkörper und sagte mir, dass ich jetzt mitschieben kann. Mir war in dem Moment noch gar nicht wirklich klar, dass ich schon Presswehen hatte. Ahnungslos ging ich immer noch davon aus, dass es noch ein paar Stunden dauern würde…Glücklicherweise war das nicht der Fall, denn es wurde langsam sehr schmerzhaft. Ich teilte Saskia mit, dass ich das Gefühl habe, es würde mich innerlich zerreißen. Saskia schaffte es aber, mich liebevoll zu motivieren, denn unsere kleine Prinzessin wollte jetzt wirklich sehr schnell kommen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Saskia meinte, ich solle Mal fühlen und tatsächlich konnte ich schon die Haare unserer Tochter ertasten. Das hat mir zusätzliche Kraft gegeben, da ich fast nicht mehr konnte. Während den Presswehen habe ich immer wieder gespürt wie der Kopf nach unten rutschte, aber dann wieder zurück ging. Dabei hatte ich immer die Hand am Kopf. Es war zwar ein wenig frustrierend, den Kopf ein paar Mal zurückrutschen zu spüren, aber gleichzeitig wahnsinnig faszinierend und so schön, dass ich schon auf diese Weise Verbindung zu unserer Tochter aufnehmen konnte. Es ist wundervoll, dass es meine Finger waren, die sie voller Liebe und Vorfreude das erste Mal in ihrem Leben berührten. Und ich spürte dabei, dass Emme genau wusste, wo sie entlang musste und was zu tun war. Es war auch schon fast geschafft. Mehr als einmal sagte Saskia mir, ich soll meine Wehenpause nutzen und mich erholen und ruhig atmen. Da die Presswehen sehr schnell hintereinander kamen, war das sehr schwierig für mich. Aber ich war jeder Wehe dankbar auch wenn sie noch so schmerzhaft war, denn sie brachten meine wundervolle Tochter zu mir. Und ich war begeistert von der enormen Kraft, die ich in mir spürte. Der Kopf war dann schneller geboren, als ich es richtig realisieren konnte und ganz schnell kam der Körper hinterher. Saskia gab mir sofort mein Kind zwischen den Beinen durch und ich konnte sie zu mir nehmen. Was für ein bewegender und magischer Moment! Danke Saskia, dass du mir das ermöglicht hast, ich werde das niemals vergessen. Nach circa 20 Minuten Presswehen, war Emme also um 04.02 Uhr geboren, in einer wunderschönen Vollmondnacht. Meine Mama brachte warme Handtücher und filmte. Eigentlich wollten wir ja die Geburt auch filmen, aber da dachte in dem Moment niemand daran, weil einfach alles viel zu schnell ging. Da konnte es einfach jemand kaum erwarten, uns endlich kennen zu lernen :) Emme verkündete ihre Ankunft bei uns sofort mit einem lauten Schreien und hatte gleich eine rosige Hautfarbe. Ich setzte mich hin und war einfach nur schockverliebt und ob Klischee oder nicht, aber in der Sekunde als ich mein Baby im Arm hatte, war das Schmerzgedächtnis gelöscht. Ich weiß natürlich noch, dass diese Geburtsreise schmerzhaft war, aber ich kann mich nicht im Detail an den Schmerz erinnern. Ist sicherlich gut so, denn für das zweite Kind ist Saskia schon im Vorhinein engagiert :D Saskia war nun sehr beschäftigt und hatte mehrere Dinge gleichzeitig zu tun aber das bekam ich gar nicht richtig mit. Ich hielt nur mein Baby fest und war so unfassbar glücklich. Saskia gab mir gleich ein Schmerzmittel, da sie sah, dass ich stark gerissen war. Donni weinte neben uns und ich spürte in diesem Moment, wie sich das Band unserer kleinen Familie knüpfte. Alles war wunderschön und liebevoll. Saskia ließ uns die pulsierende Nabelschnur berühren, das war sehr faszinierend. Diese hatte unserem Kind monatelang das Wachsen und Gedeihen ermöglicht und war die Verbindung zwischen mir und unserem Wunder gewesen. 10 Minuten nach unserem Kind, kam auch die Plazenta im Sitzen. Das war ein absolut erleichterndes Gefühl und nun wusste ich, dass mein wundervolles Baby und ich es wirklich geschafft hatten. Unser Mädchen war zuhause in friedlicher und vertrauter Umgebung direkt in unsere liebenden Arme geboren. Saskia untersuchte die Plazenta und glücklicherweise war alles vollständig. Sie erklärte uns die einzelnen Teile der Plazenta, was sehr interessant war. Donni durfte dann abnabeln und wir kuschelten uns ins Bett und bewunderten unsere wunderschöne Tochter. Sie fand gleich zielsicher meine Brust und dockte gekonnt an. Silke war jetzt auch da, eine zweite Hebamme, die Saskia kurz nach ihrer Ankunft bei uns informiert hatte. Während wir kuschelten und stillten, untersuchten mich Saskia und Silke und bereiteten alles für die Dammnaht vor. Allerdings stellte sich heraus, dass es ein Dammriss 3. Grades war und meine beiden Hebammen wollten das sicherheitshalber im Krankenhaus mitbeurteilen und nähen lassen. Saskia sagte, dass sie mich ins Krankenhaus bringen und bei mir bleiben würde und wir sind dann gegen 05.30 Uhr losgefahren. Saskia ließ mir vorher viel Zeit, nochmal ausgiebig zu kuscheln und mich von meiner Tochter zu verabschieden. Es war ein schreckliches Gefühl, mich schon von ihr trennen zu müssen, aber ich wusste, dass sie bei ihrem Papa und Silke gut aufgehoben war und Saskia war zu jeder Zeit liebevoll und sehr unterstützend für mich. Ich musste in Kurznarkose genäht werden und einen unangenehmen Corona-Test über mich ergehen lassen…
Vor der Narkose hatte ich sehr große Angst, aber Saskia hat es irgendwie geschafft, mir die Angst zu nehmen und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie die ganze Zeit an meiner Seite war. Um 08.30 Uhr waren wir wieder zuhause und ich konnte sofort meine kleine Tochter wieder in meine Arme nehmen. Die U1 hatte Silke bereits gemacht, wir danken auch ihr für ihre liebevolle Unterstützung. Wir hatten eine traumhafte und schnelle Geburt und an dieser Stelle möchten wir Saskia nochmal herzlich danken. Ihr Einfühlungsvermögen, ihre besonnene und routinierte Art und ihr liebevolles Motivieren waren eine riesengroße Unterstützung. Dank Saskia werde ich die Geburt unserer Emme für immer in wundervoller Erinnerung behalten können. Wir wünschen ihr nur das beste und hoffen, dass wir uns irgendwann für unser zweites Wunder wiedersehen werden. Mehr als einmal dachte ich während der Geburt und vor allem danach, was für ein Wunderwerk der weibliche Körper doch ist und was für wundervolle Dinge er tun kann. Ich bin mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein aus dieser Geburtserfahrung hinausgegangen durch die Erfahrung, dass ich über meine Grenzen hinausgehen kann. Es war für uns die beste Entscheidung, eine Hausgeburt zu machen und ich würde es jederzeit wieder genauso machen wollen. Ich war davon überzeugt, dass mein Körper gebären kann und er konnte es :) Mit Vorfreude und großem Vertrauen bin ich in die Geburt gegangen und mein Körper wusste genau, was zu tun war. Und mit der kompetenten Betreuung durch Saskia wurde daraus ein runde Sache. Ich schaue täglich dieses perfekte kleine Wesen an und könnte nicht stolzer sein: Stolz auf mich, meinen Körper und meine wunderschöne Tochter. Da ist eine unerschütterliche und unendliche Liebe in mir, die jeden Tag größer wird. Emme ist ein sehr entspanntes und zufriedenes Baby und wenn sie lacht, dann lacht mein Herz mit. Sie hat unsere Herzen buchstäblich im Sturm erobert und macht uns zu den glücklichsten Eltern der Welt. Herzlich Willkommen im Leben, kleine Prinzessin :)