„DIREKT IN MEIN HERZ“

Ich sitze im Bad und versuche mühevoll meine gemütlichen Stricksocken anzuziehen. Es ist Abends 20:00 Uhr und ich freue mich auf mein Sofa und einen entspannten Fernsehabend. Mein Mann bringt gerade unseren Sohn ins Bett. Plötzlich Schreck ich auf, in meinem Bauch hat's plopp gemacht und bevor ich verstanden habe was Sache ist, läuft ein bisschen Fruchtwasser zwischen meinen Beinen runter. Mein Mann kommt gerade aus dem Kinderzimmer und ich zeig ihm die kleine Pfütze auf dem Boden. "Echt jetzt, geht's heute los?! Jetzt bin ich aufgeregt". Als ich fertig umgezogen war hab ich mit Saskia telefoniert. Da ich noch keine Wehen hatte gab sie uns noch 12h Zeit und meinte leider sie hätte schon 3 Nächte mit Geburten gehabt und muss dringend schlafen. Falls es bei uns vor 8:00 Uhr am morgen los ginge hätten wir mit ihrer Kollegin Jenna aus Filderstadt entbunden, sie war auch erstmal in der Nacht für uns zuständig. Saskia und ich verabschiedeten uns am Telefon mit "bis hoffentlich später, haltet durch." Nach einem kennenlern Telefonat mit Jenna sind wir ins Bett. Ich konnte die ersten Stunden ganz gut schlafen, wenn ich wach wurde habe ich Fieber gemessen und bin wieder eingeschlafen. Aber irgendwann wurde ich von leichten Wehen geweckt. Ich war nun wach und hab jeder Wehe nachgespürt und mit der Zeit wurden sie immer etwas stärker, so dass ich irgendwann die Hand von meinem Mann zum drücken brauchte. Mittlerweile war es auch Zeit zum Aufstehen. Ich hab mit Jenna telefoniert und von meinen stärkeren Wehen berichtet. Es war dann auch klar dass Saskia zur Geburt kommen würde. Und als ich eine Nachricht von Saskia auf dem Handy hatte sie würde um 8:00 Uhr kommen waren wir sehr erleichtert. Jetzt konnten wir uns um unseren Großen kümmern, gemeinsam frühstücken und dem Opa Bescheid geben der sich um unseren Großen für den Rest des Tages kümmert. Der Zeitpunkt war genau der richtige zum Abholen ich hatte immer intensivere Wehen und musste sie ganz schön verschnaufen. Als Saskia da war, fühlte ich mich sehr sicher und entspannt, ich freute mich darüber, dass es los geht und vorallem, dass sie dabei sein kann. Saskia schaute sich erstmal an wie der Abstand zwischen den Wehen war, wie intensiv ich sie erlebe und wie es mir denn so geht. Ich bekam noch Akupunktur und dann zeigte sie meinem Mann was er tun kann um mir die Schmerzen etwas angenehmer zu machen. Ich war dazu auf dem Boden auf den Knien und legte mein Kopf und Arme auf dem Sofa ab, Sven wackelte meinen Po, dass war echt schmerzerleichternd und half dem kleinen Wesen auch noch dabei voran zu kommen. Saskia wusste irgendwie was ich brauche.
Da wir vermuteten das es noch eine Weile so weiter gehen würde, ging Saskia noch zu einer anderen Frau in der Nähe und wollte danach wieder kommen. Für uns war es völlig ok, ich dachte dass mein Mann dann noch alles gemütlich vorbereiten kann und mich verwöhnt. Nach ein paar Wehen merkte ich, dass sie jetzt noch schneller hintereinander kommen. Und es wurde immer anstrengender.
Aber dann musste ich dringend auf die Toilette. Ich hatte einen enormen Druck nach unten und wollte es noch rechtzeitig aufs Klo schaffen, da die Wehen aber so intensiv waren fiel mir das Laufen schwer und ich hängte mich an meinen Mann. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit bis wir mit unseren "Hühnerdäpperle" im Bad angekommen sind. Ich war dann auch schon fix und fertig und völlig verschwitzt jetzt hätte ich eine Pause brauchen können aber der Druck wurde immer krasser und plötzlich explodierte meine Fruchtblase, der Schleimpropf kam auch gleich mit und ich hatte sofort das Gefühl pressen zu müssen. Mein Mann meinte sofort zu mir ich soll nicht pressen und ging los das Telefon holen, Saskia musste schnell wieder zurück kommen. Die Fruchtwasserpfütze war nicht grün, zum Glück, mein Mann kam mit dem Telefon zurück ins Bad. Auch Saskia meinte dass ich noch nicht pressen soll, es war verdammt schwer nicht zu pressen....... Ich positionierte mich in den Vierfüßler und telefonierte mit Saskia weiter, das nahm mir auch die Angst das unser Baby ohne Saskia zur Welt kommen könnte. Es dauerte auch wirklich nicht lange und sie war da. Mein Mann konnte jetzt alles nötige im Wohnzimmer herrichten, Saskia kümmerte sich um mich, putzte die Pfütze auf und lief mit mir ins Wohnzimmer. Ich entschied mich in dem Vierfuß zu bleiben, Saskia war hinter mir mein Mann bequem auf dem Sofa neben mir. Ich konnte meinen Oberkörper gut auf dem Sofa vor mir ablegen und Saskia legte mir noch ein Kissen hin zum rein kneifen. Das war echt super, so blieb die Hand von meinem Mann heil und ich konnte nebenbei auch noch prima rein schreien und in den Pausen mein Kopf ablegen. Jetzt durfte ich endlich auch mit pressen. "Lass einfach laufen Tanja mach einfach mit was dein Körper dir sagt." Ich bemerkte ab hier gar nicht mehr richtig was so nebenher alles passierte ich war ganz bei mir und den Wehen. Saskia war immer hinter mir, lobte mich und wenn sie mich putzen musste gab sie kurz bescheid dass sie mich berührt. Das war sehr respektvoll und angenehm für mich. Irgendwann kam dann dieser typische Moment wo die Frau keine Lust mehr hat und aufhören möchte. Dieser Moment war in meinem Kopf da, hat sich aber schnell wieder in Luft aufgelöst, als ich Saskia ins Handy sagen hörte: "Brauchst nicht mehr kommen, lohnt sich nicht das Kind ist in einer viertel Stunde da." Ich hüpfte innerlich vor Erleichterung und war wieder total motiviert. Bald darauf konnte man auch schon das Köpfle sehen was mein Mann begeistert mitteilte, Saskia fragte ob ich mal fühlen möchte, aber ich konnte mich vor lauter Schmerzen überhaupt nicht selbst anfassen oder bewegen. Ich glaube es waren noch zwei Wehen und unser kleines Mädchen war endlich da. Ich lag mit dem Kopf noch auf dem Kissen und erholte mich. Saskia begrüßte Lilli und ich fragte ob es wirklich ein Mädchen ist, ob es ihr gut geht und und und. Mein Mann war schon total verliebt und meinte nur "oh isch die süss, so süß und sie hat schon Haare". Saskia meinte ich soll mich mal umdrehen dann kann ich sie selbst anschauen und begrüßen. Ich war so k.o.
und erleichtert das ich kurz den Moment zum durchschnaufen gebraucht habe. Ich hab's mir gemütlich gemacht und dann mein Mädchen in die Arme bekommen, es war unglaublich, der Wahnsinn und einfach wundervoll. Diesen Moment werde ich nie wieder vergessen das ging direkt in mein Herz, ich war voller LIEBE. Sie war so wunderschön.
Wir hatten sehr viel Zeit zum kuscheln, beschnuppern, kennenlernen und genießen. Saskia hat uns komplett in Ruhe gelassen und erst nach einer gefühlten Ewigkeit die kleine Lilli gewogen, gemessen usw, sie hat mir beim ersten mal an die Brust anlegen geholfen und als dann mal der Papa seine Lilli wollte, wurde ich genäht, gewaschen und auf die Toilette begleitet.
Als Saskia die Plazenta begutachtet hat, hat sie uns alles genau gezeigt, erklärt und anfassen lassen. Das war sehr interessant, das "Zuhause" meines Mädchens kennen zu lernen.
Wir waren so happy mit Saskia und würden mit ihr theoretisch immer wieder eine Hausgeburt machen, aber unsere Kinderplanung ist abgeschlossen :)

Vielen lieben Dank für dieses tolle Geburtserlebnis