...vorsichtshalber den Rettungswagen gerufen

Fabian und ich erwarteten unser erstes gemeinsames Kind, ich hatte bereits zwei Jungs. Die Schwangerschaft verlief unkompliziert, allerdings gingen ihr eine Eileiterschwangerschaft und zwei Fehlgeburten voraus, sodass sie von einer großen Angst geprägt war, auch dieses Baby zu verlieren.
Bereits in meiner zweiten Schwangerschaft hätte ich mir eine Hausgeburt vorstellen können, verwarf den Gedanken aber recht schnell wieder, da ich in einem Mehrfamilienhaus wohnte. Mein zweiter Sohn kam im Krankenhaus zur Welt. Die Geburt verlief schnell, endete allerdings mit einer Ausschabung, da sich die Hebamme nicht sicher war, ob die Plazenta vollständig ist, nachdem ich etwas mehr Blut verlor. Zuvor hatte sie an der Nabelschnur gezogen, was mir derartige Schmerzen bereitete, dass mir auch heute noch schlecht wurde bei dem Gedanken daran. Aufgrund dieser Erfahrung hatte ich mir geschworen, ein weiteres Kind nicht im Krankenhaus zu bekommen.
Bereits in der Schwangerschaft, die leider zu früh endete, setze ich mich mit Saskia in Verbindung und besprach mit ihr, dass ich mir eine Hausgeburt vorstellen könnte. Als ich erneut schwanger war, wartete ich etwas länger, bis ich mich wieder bei ihr meldete und wir vereinbarten einen Termin ein paar Wochen später. Wir machten bei diesem Termin die Vorsorge, das Thema Hausgeburt sprach ich allerdings nicht mehr an – so sehr ich mir eine Hausgeburt wünschte, so sehr hatte ich Angst, dass es wieder zu Komplikationen mit Nachblutungen kommen könnte. Darum versuchte ich mich innerlich mit dem Gedanken an eine weitere Klinikgeburt anzufreunden, auch als mein Frauenarzt mir aufgrund der Vorgeschichte von einer Hausgeburt abgeraten hatte. Ich dachte, ich könnte ihn um seine Meinung bitten, da er früher selbst Hausgeburten begleitete. So vergingen die Wochen… ich fühlte mich komplett unwohl bei dem Gedanken an die Geburt im KKH, dachte aber, ich hätte keine andere Wahl. Oft sprach ich mit Fabian darüber und sagte ihm, wie unglücklich ich damit bin.
Der Geburtsvorbereitungskurs bei Saskia begann – dort lernte ich Frauen kennen, die bereits eine oder mehrere Hausgeburten hatten und sehr positiv davon berichteten. Mein Wunsch verstärkte sich noch mehr. Ich entschied, zur Geburtsanmeldung ins Krankenhaus zu gehen und sollte ich danach immer noch kein besseres Gefühl haben, nochmals mit Saskia zu sprechen. Dies tat ich in der 39. Woche und teilte ihr mit, dass ich mir eine HG wünsche, sofern sie bei meinem ewigen hin- und her noch damit einverstanden ist.

Mittlerweile war ich in der 40. Woche angelangt und gefühlsmäßig sehr genervt und gestresst. Kamen meine beiden großen Jungs doch in der 39. Woche… ich hatte fest damit gerechnet, dass der Kleine auch früher kommen würde, aber natürlich hatte er noch genug Zeit. Ich hatte bereits über Wochen immer wieder regelmäßige Wehen und auch der Kopf des Kleinen war schon lange sehr tief im Becken, bewirkt hatten die Wehen bis dato aber nichts. Am 20.05. war ich kurz davor, Saskia anzurufen- bis die Wehenabstände unter der Dusche erst weniger wurden und schließlich ganz aufhörten. Mittwoch, den 21.5. waren Fabian und ich zum letzten Termin des Geburtsvorbereitungskurses. Meinen Kleinen brachte ich zuvor zum Papa, mein Großer hatte am nächsten Tag Schule und blieb deshalb zu Hause.
Auf dem Rückweg witzelte mein Mann noch, dass es die Nacht losgehen könnte und ich sagte, wir sollten Saskia wenigstens ein paar Stunden Feierabend gönnen, schließlich ging der Kurs bis 21.Uhr.
Zuhause angekommen ging ich relativ zügig schlafen. Um 3.15 Uhr stand ich auf, um auf die Toilette zu gehen. Danach lag ich mit einer inneren Unruhe und schlaflos wieder im Bett. Um 3.45uhr spürte ich ein extremes Stechen im Unterleib und ich wusste in diesem Moment sofort, dass es diesmal losgehen würde. Nun wusste ich wieder, welches Gefühl bei den Übungswehen in den Wochen zuvor gefehlt hatte. Ich stand auf, liegen war ohnehin ungemütlich und tigerte durch die Wohnung.
Alle paar Minuten musste ich auf die Toilette. Die Wehen zogen schon gehörig, sodass ich mich meist im Bad zum Veratmen auf die Heizung stütze. Zwischendurch schaltete ich die Kaffeemaschine ein und trank in den Wehenpausen 2 Kaffee. Da meine zweite Geburt insgesamt 4h dauerte, hatten wir uns im Vorfeld geeinigt, nicht allzu lange zu warten, bis ich mich melden würde. So ließ ich Fabian einen Kaffee raus und ging um 4.45uhr nach oben (wo er auf dem Sofa eingeschlafen war) und weckte ihn. Er freute sich schon, dass ich mal gemeinsam morgens mit ihm aufstehe, weil er um diese Zeit regulär aufstehen muss – bis ich ihm sagte, dass er am heutigen Tag nicht zur Arbeit muss.
Ich hielt es oben im Sitzen auf dem Sofa nicht aus und ging wieder nach unten. Fabian kam nach und wir besprachen, wann wir Saskia anrufen würden. Ich wollte erst duschen, da mir extrem warm war und ich stark schwitze und danach anrufen, er war dafür, vorher anzurufen, da sie mindestens 45min zu uns bräuchte. Also rief er an und ich ging zum duschen, was ich aufgrund der Intensität der Wehen schnell bereute.
Um 6uhr kam Saskia bei uns an und gemeinsam mit Fabian legte sie das Sofa mit Folien+ Decken aus. Ich lief weiterhin in der Wohnung umher und stützte mich bei jeder Wehe aufs Treppengeländer oder Waschbecken, je nachdem, wo ich mich gerade aufhielt. Die Wehen kamen bereits im Abstand von 3min. Saskia erledigte am Esstisch Papierkram, Fabian hielt sich im Hintergrund und ich war ganz bei mir. Ich hatte im Vorfeld gesagt, dass man mich, insbesondere während einer Wehe, bitte einfach nur in Ruhe lässt. So konnte ich mich vollkommen auf mich konzentrieren und kam mit den Wehen gut zurecht. Saskia hörte in regelmäßigen Abständen nach den Herztönen des Kleinen, stellte mir zwischen den Wehen ein paar Fragen, ließ mich aber sonst auch in Ruhe. Kurzzeitig ging ich ins Schlafzimmer, kniete mich vor das Bett, legte meinen Kopf darauf ab und veratmete so die Wehen. Saskia wollte mich allerdings im Blick behalten und fragte daher, ob es in Ordnung wäre, ich würde wieder ins Wohnzimmer kommen oder ob sie ins SZ kommen solle. So nahm ich diese Position im Wohnzimmer am Sofa ein. Kurz vor 8uhr fragte ich, ob Saskia schauen könnte, wie weit sich der MuMu bereits geöffnet hat. Dazu habe ich mich irgendwie auf dem Sofa hingelegt, wie es einigermaßen erträglich war. Sitzen und liegen ging gar nicht. Wir waren bei 88-9cm. Kurz darauf schlug Saskia vor, dass ich die Badewanne probieren könnte. Ich war mir unschlüssig, Fabian hat dann vorausschauend einfach Badewasser eingelassen, worüber ich im Nachhinein sehr froh. Um 8.15uhr ging ich in die Wanne. Der 3- minütige Abstand, den ich seit dem Wehenbeginn hatte, hat mich geschlaucht und ich war erleichtert, dass ich mich in der Wanne sogar hinlegen und entspannen konnte. So konnte ich für die Endphase kurz verschnaufen und neue Kraft tanken. Gegen 9uhr nahm der Druck zu und ich konnte ihm etwas nachgeben. Saskia fragte, ob ich mir vorstellen kann, mein Baby in der Wanne zu bekommen und ich bejahte. Um 9.12uhr sprang dabei die Fruchtblase und 2 heftige 5min + 2 Wehen später war Henry um 9.17 Uhr in der Wanne geboren. Durch die Intensität der letzten Minuten stand ich erstmal für wenige Sekunden neben mir, bis mir Saskia den Kleinen auf die Brust gelegt hat. Da realisierte ich, dass alles gut war und unser so sehr gewünschtes Baby nun endlich bei uns war und war nur noch unendlich dankbar und froh. Im nächsten Moment sagte ich, dass mein Schwiegervater, der unter uns wohnt, mich bestimmt gehört haben wird ;-) wir warteten etwas ab, bis der Kleine abgenabelt wurde. Wir entschieden uns aber dafür, nicht komplett abzuwarten, bis die NS vollständig auspulsiert ist, damit die Plazenta kommen kann. Henry wurde in vorbereitete warme Handtücher gewickelt und an Fabian übergeben, ich begab mich in die Hocke, damit die Plazenta kam. Während ich noch in der Wanne war, kam schwallartig Blut. Ich sollte mich auf den Wannenrand setzen, während Saskia kontrollierte, ob die Plazenta vollständig war. Als es nochmals schwallartig blutete, stand ich auf und lief schnell ins Wohnzimmer auf das Sofa. Da unklar war, ob noch ein Plazentarest in der Gebärmutter war und aufgrund der Blutungen bekam ich es mit der Angst zu tun, sodass Saskia vorsichtshalber den RTW rief. Ich bekam Henry auf die Brust gelegt, Fabian wischte das Blut vom Boden auf und ging vors Haus, um auf den RTW zu warten. Bis die Sanitäter bei uns eingetroffen waren, hatte die Blutung glücklicherweise wieder nachgelassen, sodass die Sanitäter nur mehrmals meinen Blutdruck gemessen haben, und dann ohne mich wieder fuhren. Saskia hat während dieser Situation sehr besonnen reagiert. Nachdem der RTW abgefahren war, hielten meine Eltern auf der Durchfahrt für 10min bei uns und danach machten wir um kurz nach 11uhr noch die U1 und zogen Henry an. Der kleine große Mann war 54cm und wog 4020g, hatte riesige Hände und lange Fingernägel, als wäre er frisch von der Maniküre gekommen. Bis 13uhr blieb Saskia noch bei uns, dann fuhr sie nach Hause und Henry und ich kuschelten auf dem Sofa.

Ich bin Saskia unglaublich dankbar, dass sie mich zur HG ermutigt und mir dieses wunderschöne und vollkommen selbstbestimmte Geburtserlebnis ermöglicht hat. Henry ist von Anfang an ein ruhiges und zufriedenes Baby. Ich bin mir sehr sicher, dass dies auch damit zusammen hängt, wie ruhig und friedlich er zur Welt kommen durfte.