„EIN PAPA ERZÄHLT - DIE GEBURT UNSERER AILINE“

Ailine kam am 22.05.2021 zur Welt. Bereits zwei Tage vorher am Donnerstag setzten erste Wehen bei meiner Frau Clarissa ein. Diese verstärkten sich dann sukzessive über den Freitag hinweg. Tagsüber machten wir noch einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Alle zehn Minuten mussten wir kurz Pause machen und Clarissa veratmete irgendwo an eine Mauer oder einen Zaun gelehnt die Wehen.
Abends wurde es stärker.

Als wir uns schlafen legten, waren die Wehen richtig heftig. Clarissa krümmte sich und zitterte am ganzen Leib. Diese Stunden waren für sie, so sagte sie mir später, die scherzhaftesten. Die ständigen sich wiederholenden heftigen Schmerzen zehrten an meiner Frau. Um halb zwei Uhr nachts war der Punkt erreicht wo sie Saskia anrufen wollte. Ich riet ihr davon ab, weil es vermutlich noch viele Stunden dauern sollte, bis sich der Muttermund weit genug öffnen würde für die eigentliche Geburt. Ich wollte Saskia nicht unnötig früh aus dem Bett holen. Doch Clarissa blieb hartnäckig, auch weil sie das Gefühl hatte später vielleicht gar nicht mehr in der Lage sein zu können Saskia anzurufen. 40 Minuten später parkte Saskia vor unserer Haustüre und ich half ihr, ihre Ausrüstung reinzubringen. Saskia stellte dann schnell fest, dass der Muttermund bereits vollständig geöffnet war und das Wasser zwischen Clarissas Beinen Fruchtwasser war. Die Geburtsphase begann also bereits. Auch setzten nun gezielte Wehen ein. Wir stellten den Heizlüfter an und dachten, dass nun alles wahrscheinlich relativ schnell gehen würde, weil ja die Geburtsvorbereitende Phase auch relativ schnell gegen war. Eigentlich wollte Saskia auch noch Silke dazu holen, doch Saskia riet ihr von einer Anfahrt ab, da sie fest überzeugt war, dass Silke zu spät kommen würde. Doch 3 Stunden später war das Kind immer noch nicht da und Silke hätte bereits dreimal kommen können. Ich machte mir langsam Sorgen, versuchte mir jedoch nichts anmerken zu lassen.

Kurz vor der Geburt hatte ich noch gelesen, dass der Mann auch Motivator sein soll bei der Geburt, also sagte ich Clarissa immer wieder, dass sie es schaffen würde und dass sie durchhalten solle. Immer wieder wechselte Clarissa die Position, wobei wir ihr halfen. In aufrechter Lage schoben die Wehen besser, aber der Puls des Kindes wurde etwas schlechter, weshalb wir ständig die Positionen wechseln mussten. Irgendwann begannen draußen die ersten Amseln ihr Lied anzustimmen. Die Nacht neigte sich bereits dem Ende zu und ein neuer Tag begann. Immer wieder kam ein Stück vom Köpfchen zum Vorschein, dann rutschte das Kind wieder zurück. Die Fortschritte waren zäh erkämpft und gering. Irgendwann wurde auch Saskia unruhig, bzw. die Geburt dauerte zu lange und sie meinte, wenn es jetzt nicht bald käme müssten wir ins Krankenhaus verlegen. Das war für mich keine gute Nachricht, weil wir ja gerade eine Hausgeburt wollten um nicht im Krankenhaus zu sein. Außerdem wäre ein Transport alles andere als angenehm für Clarissa und die Gefahr groß, dass das Kind im ungemütlichen Krankenwagen zur Welt kommen würde. Ich weiß nicht warum, aber vielleicht war das der letzte Impuls der noch gefehlt hatte. Zwei drei Wehen später lag das Kind auf einmal vor uns. Ich konnte es kaum glauben und hatte nicht mehr damit gerechnet. Jetzt sahen wir auch, was das Kind vielleicht zurückgehalten hatte. Seine Nabelschur war ihm dreimal um den Hals gewickelt und hatte dagegen gezogen.
Als es da war, war ich nicht voller Glück und Freude, ich war einfach nur erstmal erleichtert. Dann ging die Action jedoch erst richtig los. Die Plazenta wurde geboren, die Nabelschnur wurde gekappt, Clarissa und ich hatten keine Muße mehr und überließen letzteres Saskia. Der Blutfluss wurde kontrolliert. Clarissa wurde nach einer Pause genäht und musste dann doch noch kurz ins Krankenhaus, um zu prüfen ob der Schließmuskel angerissen war. Silke durfte nun doch noch kommen und war mit mir und dem Kind zuhause, während Saskia und Clarissa ins Krankenhaus fuhren. Irgendwann verabschiedeten sich alle, wir waren alleine, das Baby schlief und ich wusste nun wir hatten es geschafft.