Er gehörte wohl doch zu den 4%

Für uns war am Anfang der Schwangerschaft klar, wir bekommen unser Kind im Kreißsaal wie die meisten Paare eben. Wir haben uns hier auch keine weiteren Gedanken dazu gemacht, so machte man es eben. Ich habe zwar eine Cousine, welche auch zwei Hausgeburten hatte, aber mit dem Gedanken haben wir uns nicht beschäftigt. Dann kam Corona und für mich wurde klar, allein in den Kreißsaal ohne meinen Sebi. Niemals. Ich bin kein großer Fan von Krankenhäusern und die Kreissaalbesichtigung hat mir auch nicht wirklich das Gefühl vermittelt, dass ich mich hier wohl fühlen würde. So haben wir angefangen zu überlegen, wo wir unser Kind auf die Welt bringen. Geburtshaus ? Ja konnten wir uns vorstellen, nur dass die nächsten ca. 70 km entfernt sind. Also schied das aus. Dann sind wir doch wieder zum Thema Hausgeburt gekommen und ich habe mich mit meiner Cousine unterhalten und dann haben Sebi und ich uns lange informiert und Gedanken dazu gemacht. Das Für und Wider abgewogen und dann beschlossen wir benötigen einen Informationstermin mit einer Hausgeburtshebamme. Da sind wir bei unserer Suche auf Saskia gestoßen. Als wir dann bei unserem ersten Kennenlernen auf Ihrem Sofa saßen und wir Sie mit unseren Fragen ausquetschen wurde alles immer klarer für uns. Wir sind aus Ihrer Praxis raus und saßen im Auto, haben uns angeschaut und wussten wir machen eine Hausgeburt mit Saskia. Es war sofort ein Vertrauen da und ich wollte mit keiner anderen Hebamme mein Kind auf die Welt bringen. Bis zu unserem Termin hatten wir noch ein paar weitere Termine mit Saskia und den Geburtsvorbereitungskurs bei ihr. Bei jedem Termin wurde uns immer wieder klar wie richtig es sich alles anfühlte mit unserer geplanten Hausgeburt. Ende Juni hatten wir dann auch alles für die Hausgeburt vorbereitet und fühlten uns bereit unseren kleinen Oskar zu empfangen.
Als ich Ende Juni beim Kontrolltermin beim Frauenarzt saß, meinte dieser er könnte evtl. Früher kommen. Stellen Sie sich mal darauf ein. Wir waren vorbereitet und hätten somit nichts dagegen wenn sich unser kleiner Wurm früher auf den Weg machen würde. Ab dem 01.07.2020 begann unsere Rufbereitschaft mit Saskia, von daher waren wir guter Dinge, wenn er früher kommen würde (kleiner Spoileralarm - tat er nicht ;-)).

Am Abend des 21.07.2020 ging Sebi in die Spätschicht und ich fühlte mich schon den ganzen Tag etwas komisch. Meine Stimmung war anders, ich wollte mich verkriechen und hatte eine innere Unruhe. Ich machte meine Entspannungsübungen und schlief nochmal ein. Als ich um 19.00 Uhr aufwachte war meine Unterhose nass und ich habe den PH-Wert gemessen, das gab die Gewissheit das etwas Fruchtwasser abgegangen ist. Nach einem kurzen Telefonat mit Saskia legte ich mich aufs Sofa und schaute meine Rosenheim-Cops. Gegen 20.00 Uhr spürte ich immer wieder ein Ziehen im Unterleib und dachte, hmm das könnten vllt. Die ersten Vorboten von den Senkwehen sein. Ich hatte in meiner Schwangerschaft nur eine Nacht eine Stunde lang Senkwehen, daher dachte ich ok jetzt spielt sich meine Gebärmutter langsam auf die Geburt ein. Sebi habe ich dann Bescheid gegeben, er solle doch gegen 21.00 Uhr nach Hause kommen weil ich ihn doch gerne bei mir hätte. Gegen 21.30 Uhr haben wir nochmal mit Saskia telefoniert und sie meinte wir sollen ins Bett und versuchen zu schlafen und uns melden wenn wir Sie brauchen. Als wir gegen 22.00 Uhr ins Bett sind habe ich angefangen die Wehen aufzuzeichnen war aber immer noch der Meinung es handelt sich um Senkwehen und nicht um den Geburtsbeginn. Ich meinte zu Sebi er solle schlafen, es sei alles in Ordnung. Gegen 01.30 Uhr wachte Sebi auf und ich atmete schon etwas „anders“. Er zeichnete weiter meine Wehen auf und wir lagen zwischen 6-8 Minuten bei den Wehen. Sebi meinte, ob wir nicht langsam Saskia anrufen sollte. Ich meinte nein, das ist noch viel zu früh das pendelt sich wieder ein. In meinem Kopf war ich immer noch auf das sind Senkwehen und morgen früh ist das alles vorbei. Oskar kommt doch nicht am errechneten ET. Als wir dann einen Sprung bei den Wehen auf 2 - 4 Minuten machten und ich doch schon langsam mit tönte, meinte ich dann gegen 04.30 Uhr ok rufen wir mal Saskia an was Sie meint. Ich dachte immer noch dass sind Senkwehen und die fühlen sich so an und die muss man zum Teil veratmen und etwas tönen, da es mir gut tat. Nach dem Anruf sind wir in die Badewanne und das hat mich sehr entspannt. Ich war weiter in meinem Senkwehen-Modus und veratmete und tönte bei meinen Wehen. Als Saskia kam schaute Sie kurz nach mir und ließ mich weiter machen. Als Saskia meinte, Sebi schlaf doch nochmal etwas, schlief er am Badewannenrand :-).

Gegen später sind wir aus der Wanne ins Bett und hier wurden die Wehen dann schon intensiver und ich hatte auf einmal das Gefühl keine Lust mehr zu haben. Ich wollte nicht mehr. In meinem Kopf waren Gedanken wo ich dachte warum bin eigentlich schwanger geworden (sorry Sebi ;-)). Saskia meinte dann, sie weiß genau wo wir stehen, wenn ich will würde Sie mich untersuchen. Als Saskia mich dann untersucht hat, meinte Sie es fehlen noch 1-2cm dann sei der Muttermund vollständig offen. Hmm also doch keine Senkwehen, ich bekomme jetzt also mein Kind. Jetzt doch schon? Am errechneten ET ? Diese Gedanken gingen durch meinen Kopf. Bei den Wehen, welche im Bett kamen war ich schon am „Schreien“ und man musste mir die Hüfte massieren und ich hab glaub des öfteren in die Hand von Hebammen Schülerin Johanna gekniffen oder gekratzt (nochmal Entschuldigung, liebe Johanna :-)).

Irgendwann meinte Saskia ob ich nochmal in die Badewanne möchte, ich konnte mich nicht wirklich entscheiden, was ich wollte aber es war die bessere Entscheidung wieder in die Wanne zu gehen. In der Wanne kam ein weiteres Tief wo ich meinte ich möchte ins Krankenhaus ich schaffe dass hier nicht mehr. Saskia meinte, naja im Krankenhaus wird es nicht anders laufen als hier und du hast den ganzen Stress mit Notarzt und Umzug. Im Nachhinein habe ich von Sebi erfahren, dass ich genau das gleiche wohl 5 Minuten später wieder zu Saskia gesagt habe :-D (daran erinnere ich mich nicht). Als die Presswehen kamen hatte ich anfangs Probleme mich hinzugeben und die Luft nach unten zu schieben. Ich hatte immer das Gefühl ich krieg die Luft nicht nach unten. Als Saskia mir Ihre Finger unten auflegte, ging es besser. Ich wusste eher wo ich hin atmen muss. Als die Fruchtblase spürbar war, hab ich Sie angefasst und gefühlsmäßig hat mir dass einen großen Energieschub gegeben. Dann hing ich plötzlich an Sebis Nacken und hab die Luft nach unten geschoben, weil ich wollte dass unser Oskar endlich kommt (und langsam wurde ich ungeduldig). Bei jeder Wehe kam das Köpfchen etwas weiter heraus und rutschte nach der Wehe wieder zurück. Sehr zermürbend für die werdende Mama, gut für den Damm. Nach weiteren Presswehen (ich weiß nicht mehr wieviele) war dann endlich das Köpfchen da. Sebi und Saskia meinten nur, das Köpfchen ist da! Ich konnte das nicht wirklich aufnehmen. Ich war etwas erleichtert, mehr aber noch nicht weil ich wusste da fehlt ja noch der Rest :-). Gefühlt nach einer weiteren Presswehe (welche bestimmt mehrere waren) kam der Körper hinter her geflutscht und da war er, unser Oskar! Er wurde mir auf die Brust gelegt und dann ging alles ganz schnell.

Die Nachgeburt kam und ich blutete. Ich war immer noch damit beschäftigt meinen Sohn zu fühlen und langsam die Augen zu öffnen. Ich war zu fertig um das alles zu realisieren. Das Blut floß und Saskia schaltete in einen Modus, den ich so nicht kannte. Johanna meinte die Plazenta sei nicht vollständig. Sebi musste Oskar nehmen und den Notarzt rufen (hat vor lauter Hektik erstmal bei der Polizei angerufen :-D). Saskia machte Ansagen, drückte auf meinem Bauch herum, so dass das ganze Blut raus kam, legte mir einen Zugang, schob mir Zäpfchen und ich ließ alles über mich ergehen. So wirklich wahr genommen habe ich das alles nur halbwegs. Ich war immer noch irgendwo halb weg. Als der Notarzt kam und plötzlich so viele Menschen in unserem Bad standen wurde ich etwas wacher und es wurde realer. Mir wurde gesagt, was Sie machen und Saskia meinte die Blutung sei bereits gestoppt aber wir fahren noch zur Sicherheit ins Krankenhaus. Als wir im Krankenwagen unterwegs waren, bekam ich das Gewicht von Oskar von Saskia mitgeteilt. 3960g. WAS?? So einen „Brocken“ war bei mir im Bauch. Ich konnte es nicht glauben. Im Krankenhaus wurde ich untersucht und uns wurde bestätigt, dass die Plazenta vollständig sei. Ich wurde noch genäht, da Oskar sich mit der Schulter verhakt hatte.

Als ich fertig war kamen gerade Sebi, Oskar mit Johanna rein und ich sah zum ersten Mal meinen Sohn und meinen Sebi wieder. Ich heulte aber es kamen keine Tränen. Die hat Sebi für mich mit vergossen ;-).

Saskia war erleichtert, dass alles so gut ausging und wir nach dem Ergebnis des hb-Wertes das Krankenhaus verlassen konnten. Ich musste noch eine Runde im Kreissaal laufen, wobei ich das nur so halbwegs schaffte aber das war ok so und wir alle waren froh als ich in meinem Bett lag und meine Mutter in der Zwischenzeit schon unsere ganze Wohnung geputzt hatte.

Wir hatten eine wunderschöne Geburtsreise mit „unseren“ Hebammen und hätten uns es nicht schöner, harmonischer und liebevoller vorstellen können als unseren Oskar mit Saskia und Johanna auf die Welt zu bringen.

Ich habe mich in keiner Minute allein gelassen gefühlt, weder bei der Geburt noch bei der Versorgung im Krankenhaus. Saskia war rund um die Uhr bei mir und das hat mir ein unglaubliches Sicherheitsgefühl gegeben und ich hätte es mir nicht anders gewünscht.

Wir sind Euch sehr dankbar, dass wir diese unglaubliche Reise mit Euch erleben durften und genießen jede Sekunde zu dritt. Ihr werdet immer in unserem Herzen sein.

Um es mit Sebis Worten zu sagen: Ein weiteres Kind bekomme ich auch mit Euch…und mit Juli ;-)

Fühlt Euch gedrückt

Juli, Sebi & Oskar