Nolas - „Hausgeburt oder Klinik - Irgendwie beides!“

Mein kleiner Spatz, jetzt bist du schon 4 Wochen alt und liegst schlafend in meinem Arm. Du bist so wunderschön und so perfekt. Da kommen mir gerade wieder ein paar Tränen der Rührung. So gerne erinnere ich mich zurück an deine Geburt. Die Zeit vergeht so schnell, und ich möchte nichts von diesem magischen Tag vergessen.
Dein großer Bruder kam leider per Kaiserschnitt zur Welt. Das war für deinen Papa und mich so gar kein schönes Erlebnis, daher wünschten wir uns eine Hausgeburt fürs nächste Mal.
Als ich dann mit dir schwanger war machte ich mich sofort auf die Hebammensuche, wurde aber von beiden Geburtshäusern hier abgelehnt, weil im OP Bericht stand, dass die Plazenta etwas verwachsen gewesen sei und ausgeschabt wurde. Zum Glück haben wir Pia und Saskia gefunden, die uns begleitet haben.
Verunsichert waren wir trotzdem. Also hofften wir darauf, dass die Plazenta diesmal wo anders sitzt, …aber es war dann doch wieder dieselbe Stelle. 
Bis zuletzt haben wir uns offengelassen ob Hausgeburt oder Wehenbegleitung. Da wir in beiden Fällen nah an unserer Wunschklinik sein wollten, mieteten wir uns eine kleine Ferienwohnung nahe der Filderklinik. Dort richteten wir uns ein und wussten, dass wir dort ganz für uns sein können.

Deine Geburt:
Am Abend um 23Uhr hatte ich plötzlich eine nasse Hose und dachte sofort es sei die Fruchtblase. Auf dem Weg zum Klo kam dann auch der Schleimpfropf. Ich war so aufgeregt und mein Herz schlug bis zum Hals. All die vielen Vorbereitungen auf deine Geburt, und jetzt ist der große Moment gekommen! Kurz darauf setzten auch die ersten Wehen ein, und ich freute mich über jede einzelne. In unserer Ferienwohnung richtete dein Papa den Pool her und ich fühlte mich darin pudelwohl. Es war eine ganz intime Stimmung mit Kerzen und Entspannungsmusik. Ich war wie in Trance. Ich vertönte die Wehen und vergaß alles um mich herum. Das warme Wasser tat so gut. Irgendwann wollte ich wissen wie spät es eigentlich ist, nach meinem Gefühl waren höchstens 1-2h vergangen, es war allerdings schon 6 Uhr morgens. Ich hatte alle 5min Wehen und wir beschlossen Saskia mal anzurufen. Die sagte aber „das dauert noch“, die Wehen müssten schon noch intensiver werden. Ich war trotzdem beruhigt und fühlte mich wieder sicherer. Ich stieg aus dem Pool raus und tatsächlich hörten die Wehen erstmal auf. Papa und ich legten uns ins Bett und schliefen 2-3h. Ach, das tat gut und wir hatten danach beide wieder Kraft.
Es war ET+3 und da wir unsicher waren ob die Fruchtblase offen oder zu war, riet uns Saskia trotzdem noch zum vereinbarten Kontrolltermin in die Klinik zu gehen. Dort am CTG hatte ich schon alle 3 min Wehen. Der MM war aber erst 2cm auf und die Fruchtblase zu. Die Hebamme war froh, dass wir wieder gehen wollten, da gerade sehr viel los war und als sie hörte, dass wir von Saskia betreut werden fand sie es umso besser. 
Auf dem Parkplatz der Klinik riefen wir Saskia an und vereinbarten, dass sie sich langsam auf den Weg macht. 
Ich freute mich so sehr auf meinen Pool in der Wohnung und bin sofort wieder ins Wasser. Dort wurden die Wehen viel intensiver, und plötzlich hatte ich Mühe so locker und entspannt zu bleiben wie zuvor. Dein Papa half mir beim veratmen und wir waren beide echt froh als Saskia dann eintraf. Es drückte schon richtig gut nach unten und du, kleiner Schatz, hast ganz wunderbar mitgeholfen und dich mit den Füßen oben am Bauch abgestoßen. Saskia schaute dann nach dem Muttermund. Der war schon bei 8cm und die erste Presswehe kam angerollt.
Ich war total überrascht und ich wusste schon was sie jetzt fragen wird: „Klinik oder hierbleiben“. Die Frage habe ich gefürchtet, denn ich war mir immer noch total unsicher. Mein Herz wollte so gern daheimbleiben, aber in meinem Kopf hatte ich immer noch Bedenken wegen der Plazenta. Auch dein Papa war unsicher. Also beschlossen wir doch in die Klinik zu gehen. Ich denke es war wichtig den Kopf frei zu haben, um loslassen zu können. Damit es schneller geht hat Saskia den Rettungswagen gerufen und ist auch mitgefahren.
Im Kreissaal angekommen hatten wir Glück, dass wieder die nette Hebamme vom Vormittag da war und sie hatte kein Problem damit, dass Saskia die Geburt weiter betreut. Ich war so froh, dass sie geblieben ist. Die Presswehen waren sehr intensiv, aber auch total faszinierend und irgendwie schön. Ich habe genau gespürt wie dein Kopf immer tiefer gerutscht ist. Es hat richtig stark gebrannt und ich war laut wie ein Löwe (gefühlt). Diese Kraft, die durch den Körper schießt, ist einfach unglaublich! So richtig doll hab ich mich nicht getraut mitzudrücken und ich hab mehrmals Dinge gesagt wie „das passt doch da nicht durch“, „da geht doch bestimmt alles kaputt“ und die Hypnobirthing-Geburtsatmung hab ich auch noch verflucht :) Aber es war so schön und so motivierend mit meiner Hand dein Köpfchen zu fühlen wie es Stück für Stück immer weiter rauskommt und manchmal wieder ein bisschen zurück gerutscht ist. Saskia hat mich angefeuert und mir immer wieder gesagt ich solle mutig sein und richtig mitdrücken, während dein Papa mir den Schweiß weggewischt hat. Schlussendlich habe ich dich in der tiefen Hocke zur Welt gebracht, gestützt von deinem Papa hinter mir. Ganz aus eigener Kraft - ich bin so stolz auf uns - unsere Hausgeburt im Krankenhaus :)
Ich habe dich sofort auf meine Brust genommen, nass und nackt wie du warst. Deine Nabelschnur durfte auspulsieren und ich durfte endlich erleben wie sich Bonding anfühlt.
Nach einiger Zeit motivierte mich Saskia noch mal in die Hocke zu gehen und mitzudrücken, um die Plazenta zu gebären. Das war schwieriger als ich dachte, da ich nicht recht wusste wohin ich drücken sollte und wie fest. Aber dann kam die Plazenta und war vollständig. Unsere Angst war unbegründet, sie hatte sich von selbst vollständig gelöst. Es hatte sich leider in der Zwischenzeit ein großer Blutklumpen gebildet (1l), der mit der Plazenta rauskam, aber mir ging es die ganze Zeit sehr gut.
Wir sind unheimlich glücklich und dankbar, dass du kleiner Nolas durch so eine wundervolle, schmerzarme, selbstbestimmte Geburt zur Welt gekommen bist. Diese Erfahrung war sehr heilsam für mich und ich habe ein ganz anderes Vertrauen in meinen Körper gewonnen. Im Nachhinein denke ich manchmal „Mensch da hätten wir auch Daheim bleiben können“ aber in dem Moment war es richtig so.
Beim nächsten Mal dann ;)
Nolas Ilias, 29.8.19, 14:43 Uhr, 3900g