„Und manchmal kommt es doch anders als man denkt…“ 


Am Freitag den 08.10.21 hatte ich schon den ganzen Tag über ein komisches Gefühl im Becken, dachte aber unser kleiner Mann schafft sich einfach nur Platz.

Abends beim Abendessen gegen 18 Uhr hatte ich dann ein paar leichte Wehen, die ich aber wie die Wehen an den Tagen davor für Übungs- bzw. Senkwehen hielt.
Als wir unsere Tochter ins Bett gebracht hatten und selbst auch müde ins Bett gefallen sind, hab ich noch zu meinem Mann gesagt: „Wäre ja witzig, wenn der Kleine auch an einem Samstag kommt.“ (Seine Schwester kam auch Samstags)
Das war gegen 21:15 Uhr danach sind wir recht schnell eingeschlafen.

Um 23:15 Uhr wurde ich wach und musste auf die Toilette, dabei hatte ich zwei oder drei Wehen und dachte mir, irgendwie fühlt sich das jetzt anders an.
Als ich dann wieder ins Bett wollte ist mir auch Blut, also vermutlich eine Zeichnungsblutung in der Slipeinlage aufgefallen.
Ich wollte mich dann nochmal hinlegen, aber die Wehen wurden dann doch etwas intensiver, so dass ich nicht mehr liegen konnte.
Ich bin dann ins Wohnzimmer und habe mich auf den Pezziball gesetzt, musste aber bei jeder Wehe aufstehen und schon langsam anfangen, diese zu veratmen.
Gegen 0:45 Uhr als ich mir sicher war, dass es wirklich los geht weckte ich meinen Mann.
Er baute den Geburtspool auf und in den Wehenpausen konnten wir uns noch gut unterhalten.

Ich überlegte, wann der richtige Zeitpunkt war Saskia anzurufen, da unsere Tochter damals recht schnell auf die Welt kam.
Gegen 3:30 Uhr sagte ich dann zu meinem Mann, dass ich gern in den Pool gehen würde und mich aber allein mit ihm nicht traue, weil ich Angst hatte, dass es plötzlich ganz schnell geht.
Also rief ich Saskia an. Sie kam gegen 4:15 Uhr bei uns an und begrüßte uns trotz der frühen Uhrzeit sehr lieb, so dass ich gleich ein gutes Gefühl hatte.
Unsere Tochter wurde gegen 4 Uhr kurz wach und mein Mann brachte sie nach unten zu meinem Schwiegervater, so konnte ich mich jetzt voll auf die Geburt konzentrieren.
Die Wehen wurden nach dem Anruf etwas unregelmäßiger, so dass Saskia vorgeschlagen hat, erst mal ein Fußbad zu machen. Das haben wir dann auch gemacht und es war wirklich entspannend, bei jeder Wehe musst ich aufstehen um diese zu veratmen.

Saskia hat sich dann nochmal etwas ausgeruht und mein Mann und ich sind nochmal ins Schlafzimmer und haben versucht uns ebenfalls auszuruhen. Da merkte ich aber schon, dass die Wehen jetzt deutlich intensiver wurden, also sind wir wieder ins Wohnzimmer.

Gegen 6:30 Uhr füllten wir dann den Geburtspool und das warme Wasser war wirklich sehr angenehm. Saskia rief nun auch eine Hebammenschülerin ( nach Rücksprache mit uns) dazu.
Im Laufe der Zeit wurden die Wehen immer intensiver und gegen 8 Uhr spürt ich auch, dass der Druck nach unten zunimmt.
Unser kleiner Junge war weiterhin sehr aktiv, so dass ich mehrmals gesagt habe, dass ich gar nicht weiß woher er die Kraft noch nimmt, denn ich hatte jetzt schon so langsam keine Lust mehr.
Aus dem Pool wollte ich nicht mehr raus, da die Wehen im Wasser am besten auszuhalten waren. Gegen 9:30 Uhr wechselte ich dann im Pool in den Vierfüßlerstand auf Empfehlung von Saskia. Ganz gegen meine Erwartung war die Position wirklich die angenehmste während der ganzen Geburt.
Gegen 10:30 Uhr wurden die Wehen nochmal deutlich intensiver und auch der Druck nach unten wurde nochmal stärker.  
Saskia informiert dann auch Silke.
Saskia ermutigte mich, mich selbst zu untersuchen um zu fühlen wie weit das Baby ist. Erst wollte ich nicht, aber dann habe ich mich doch dazu entschieden, zu fühlen wie weit das Baby ist. Aber ich habe nichts gefühlt.
Saskia bot mir an, dass sie mich untersucht, ich bejahte, also ging ich raus aus dem Pool und legte mich aufs Sofa.
Der Muttermund war nach mittlerweile 12 Stunden Wehen erst bei einer Öffnung von 4 cm. Ich war sehr enttäuscht und fragte mich wie ich das möglicherweise noch einige weitere Stunden zuhause „aushalten“ sollte.

Saskia und Silke empfahlen mir mich auf die linke Seite zu legen, da der Kleine als Sterngucker im Bauch lag. Das macht ich dann auch.
Saskia, Silke und die Hebammenschülerin ließen meinen Mann und mich kurz allein, damit wir überlegen konnten wie wir weiter machen wollen.
Während der Zeit hatte ich drei oder vier extrem starke Wehen, stärker als alle Wehen die ich davor hatte.
Mein Mann versuchte mich davon zu überzeugen, doch noch ein bisschen zuhause zu bleiben, aber - so sehr ich eigentlich nicht in die Klinik wollte- entschied ich mich trotzdem dafür. Ich wusste ja nicht wie lang es noch dauert und war so langsam doch schon echt kaputt.
Er gab Saskia bescheid und sie sprach mir weiterhin Mut zu und half mir beim anziehen.
Mich hat das alles irgendwie total aus meiner „Entspanntheit“ gegenüber der Geburt gebracht.
Mein Mann brachte meine Tasche etc. in der Zeit ins Auto. Mittlerweile hatten wir es schon ca. 12 Uhr.

Saskia und Silke bereiteten parallel alles für die Verlegung in die Klinik vor, während ich weiterhin an der Wand lehnend die Wehen veratmete.
Plötzlich spürte ich einen starken Druck nach unten und konnte nicht anders als zu pressen, was ich dann auch gesagt habe. Beim ersten Mal pressen, platzte dann auch meine Fruchtblase.
Saskia fragte mich ob sie mich nochmal vaginal untersuchen darf, ich bejahte.
Der Muttermund war nun vollständig geöffnet und unser kleiner Junge hat sich dann doch noch vom Sterngucker in die „richtige“ Position gedreht.
Es ging plötzlich alles ganz schnell.
Silke holte meinen Mann schnell nach oben, er hatte gerade das Auto aus der Garage gefahren.
Währenddessen half Saskia mir mich wieder auszuziehen und wieder in den Pool zu steigen und in den Vierfüßler zu gehen.
Jetzt war auch mein Mann wieder da.
Ich spürte bei einer Wehe wie der Kopf tiefer kam und sich wieder zurückzog.

Nachdem der Damm maximal gedehnt war, was ich sehr gut spürte, kam bei der nächsten Wehe der Kopf.
Der Kleine hatte die Nabelschnur um den Hals gewickelt und Saskia half deshalb etwas mit.
Er hatte wie sich rausstellte die Nabelschnur drei mal fest um den Hals gewickelt.
Er fing dann an zu schreien und ich konnte ihn auf meine Brust nehmen, wir hatten es also doch tatsächlich noch zuhause geschafft.
Um 12:27 Uhr stand unsere Welt nun schon das zweite Mal für einen kurzen Moment still.

Manchmal kommt es dann halt doch nochmal anders als man denkt.
Der Kleine hatte wohl einfach keine Lust in der Klinik auf die Welt zu kommen.
Ich bin unendlich froh und dankbar, dass ich ihn doch noch zuhause im Geburtspool auf die Welt bringen konnte, genau so hatte ich es mir gewünscht.